Dienstag, 9. Oktober 2012

Kotzen über Kachelmanns Parallelwelt

Das vermeintliche Justiz- und Medienopfer Jörg Kachelmann?
Jörg Kachelmann und seine Frau Miriam Kachelmann scheinen in einer Parallelwelt zu leben. In ihrer Welt gibt es eine "Opferindustrie", in der Alice Schwarzer und ihre "Vasallinnen" Feldzüge gegen falschbeschuldigte Männer führen und so angeblich eine Kriminalisierung des männlichen Geschlechts anstreben würden. Diese O-Töne sind dem Interview im aktuellen Spiegel - oder nennen wir es eher Verkaufsgespräch - im Zuge der Buchveröffentlichung der Kachelmanns über den Vergewaltigungsprozess entnommen.

Falsche Beschuldigungen – ein großes Problem?
Ziemlich ekelhaft flankiert der Spiegel diese unfassbaren Aussagen über die "gewohnheitsmäßig männerverurteilenden Justiz" mit aufmunternden Nachfragen und Anregungen und erhält Antworten wie diese: "Im Bereich Missbrauch und Vergewaltigung sind Falschbeschuldigungen ein Massenphänomen geworden". 

Diese Aussage entspricht zuallererst nicht der Wahrheit und noch viel schlimmer, sie hat eine fatale Signalwirkung für Opfer. Es wird impliziert, dass ein Gros der Beschuldigungen bei Missbrauch und Vergewaltigung nicht stimmen, also schlichtweg erstunken und erlogen sind. Ein solcher Generalverdacht gegen die Opfer zu erheben ist mehr als fahrlässig. Nicht nur wird den Opfern hier signalisiert, dass sie generell nicht glaubwürdig sind, sondern sie werden auch unter den Generalverdacht der Falschbeschuldigungen gestellt.

Entgegen Kachelmanns Äußerungen ist der tatsächliche Anteil an falschen Beschuldigungen bei Sexualdelikten verschwindend gering. Die Quote der Falschanschuldigungen bei Vergewaltigung liegt bei nur 3 Prozent. Auch in anderen Ländern ist das Problem der Falschanschuldigung marginal und rangiert zwischen 1-9 Prozent.

Die Realität: Massive sexuelle Gewalt gegen Frauen
Herrn Kachelmanns Unfug sollen hier die Fakten zum Thema Sexueller Gewalt gegen Frauen gegenübergestellt werden, denn fast jeder 7. Frau in Deutschland ist von sexueller Gewalt betroffen.

13 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt. Das heißt Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung oder unterschiedliche Formen von sexueller Nötigung. Rund 25 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen ist körperliche oder sexuelle Gewalt (oder beides) durch aktuelle oder frühere Beziehungspartnerinnen oder –partner widerfahren.

Die Leiterin eines Frauenhauses umarmt ein Opfer sexueller Gewalt.

Kaum Anzeigen bei sexueller Gewalt
Diese Zahlen sind für sich genommen schon erschreckend und traurig genug, doch richtig schockierend wird es erst, wenn die Zahl der erlebten Gewalttaten in Bezug zur Rate der Anzeigen gesetzt wird, denn nur ein Bruchteil der Sexualstraftaten werden angezeigt.

Laut der Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen“ haben nur 8 Prozent der Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, die Polizei eingeschaltet. Da nicht wenige Frauen mehrfach sexuelle Gewalt erlebt haben, liegt die Quote der polizeilich angezeigten sexuellen Gewalthandlungen bei unter 5 Prozent.

Keine Gerechtigkeit für Opfer sexueller Gewalt?
Jährlich werden ca. 8.000 Vergewaltigungen in Deutschland angezeigt. Von 100 angezeigten Vergewaltigungen enden im Schnitt nur 13 mit einer Verurteilung, damit liegt die Verurteilungsquote bei 13 Prozent. Diese Verurteilungsquote ist im europäischen Ländervergleich unterdurchschnittlich.

Im Zweifel für den Angeklagten: Freispruch nicht aus Unschuld
Um in Erinnerung zu rufen, wie der Freispruch Kachelmanns zustande kam, sei daran erinnert, dass das Landgericht Mannheim nicht von der Unschuld des Angeklagten überzeugt war, diesen jedoch aus Mangel an Beweisen nicht verurteilen konnte. Hier das Zitat aus der Urteilsbegründung:

„Der heutige Freispruch beruht nicht darauf, dass die Kammer von der Unschuld von Herrn Kachelmann und damit im Gegenzug von einer Falschbeschuldigung der Nebenklägerin überzeugt ist. Es bestehen aber nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme begründete Zweifel an der Schuld von Herrn Kachelmann. Er war deshalb nach dem Grundsatz „in dubio pro reo“ freizusprechen.“

Ein wichtiger Punkt ist hier, dass das Gericht eben nicht von einer Falschbeschuldigung der Nebenklägerin ausgeht. 

Trotzdem druckt der Spiegel munter Kachelmanns Unschuldsversicherungen ab, er sei "nie gewalttätig" gewesen und habe erst recht nie jemanden vergewaltigt. Vielleicht entspricht dies der Wahrheit, ein Freispruch an Mangel an Beweisen legt dies aber mitnichten nahe...
Schade, dass der Spiegel hier eine moralisch mehr als fragwürdige, aber auch vor allem journalistisch unsaubere und boulevardistische Arbeit abliefert.


Weiterlesen:

"Vergewaltigung - das straflose Verbrechen", Beitrag in der EMMA im Herbst 2010.

Den Kampf gegen diese Ungerechtigkeiten will die Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt aufnehmen.


Die Bildrechte liegen bei Christoph Gommel (Kachelmann), Amnesty International (Umarmung) und Josh May (Justitia).

5 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen RICHTIGEN und WICHTIGEN Artikel!
    Diese Audio-Datei vom SWR (unter dem Text - unter "Das neue Kachelmann-Buch") ist auch sehr aufschlußreich! ;)
    http://tinyurl.com/9crjj4r

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  2. Danke für deinen Text!
    Arrrgh,das macht mich so wütend!Gerade Kachelmann,der ja nur freigesprochen wurde weil 'im Zweifel FÜR den Angeklagten' gilt...sich jetzt als armes und völlig zu Unrecht angeklagtes Lämmchen zu erfinden,dass von den bösen Feminist*innen zur Opferbank geführt wurde,ÄTZEND !!!Verdammter rape culture Kackmist !!!

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  3. Ich frage mich immer wieder, was das für eine Frau ist, die so einen ungustiösen Typen heiratet.

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  4. Danke für diesen Artikel. Die Berichterstattung über die Kachelmanns bei Jauch finde ich auch äußerst zweifelhaft - von dem Buch gar nicht zu reden. Die Behauptung aufzustellen, grundsätzlich sei jede Frau, die einen sexuellen Übergriff anzeigt, als Lügnerin zu sehen, macht mich einfach nur wütend, denn damit wird für alle Opfer, wie du ja auch sagst, das Signal gesetzt: Dir glaubt sowieso keiner, zeigs also gar nicht erst an. Und mich wundert auch leider nicht, dass so wenige Vergewaltigungen angezeigt werden, müssen sich doch die Opfer in der Regel anhören, sie seien selbst schuld daran, dass "es" passiert sei, oder "Du hast es doch gewollt, dir hats doch gefallen."

    http://geschlechtsakten.blogspot.de/

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  5. Mirjam Kachelmann - Klappe halten!

    ...dass er sich von seiner Frau Miriam begleiten ließ, die er während des Prozesses geheiratet hat, ist völlig unverständlich und bestätigt jene von JournalistInnen geäußerten Vermutungen, er leide an Realitätsverlust. Denn da saß nicht eine Frau an seiner Seite, die ihn durch ihre Anwesenheit unterstützen will, sondern eine, die die Causa Kachelmann mit ihrem eigenen Anliegen verwechselt. Das gibt zu denken.
    Wie kommt eine Frau dazu, einen derart gravierenden Fehler zu machen, sich in den Vordergrund zu plappern und auf Fragen, die an Jörg Kachelmann gestellt worden sind, mit „wir“ zu antworten? Wie kommt sie überhaupt auf die Idee, ihn verteidigen zu müssen und jeden Angriff von den weiteren Talk-Teilnehmern mit Vehemenz unüberlegt abzuschmettern ohne auch nur einen Moment zu reflektieren? Wie kommt aber Frau dazu, sich den zweifellos einst schillernden, inzwischen aber äußerst problematischen Geschlechtsnahmen anzueignen und sich für sämtliche vor allem auch zukünftigen beruflichen Aktivitäten mit der Geschichte ihres Ehemannes zu belasten?
    Das noch junge Alter von 26 Jahren kann es nicht gewesen sein. In der heutigen Zeit sind junge Frauen in diesem Alter durchaus in der Lage, Sachverhalte kritisch zu prüfen und sich entsprechend zu verhalten.
    Hier aber geht es um etwas ganz anderes, und das ist eigentlich das, was auf Kachelmann ein problematisches Licht wirft: Nämlich dass er sich mit der Präsentation seiner Frau Mirjam selbst diskreditiert. Denn ihr geht es nicht um seine Rehabilitation, sondern um ihre eigene Abrechnung mit der Ex-Rivalin. Und damit wird ihr Realitätsverlust sichtbar, der sich offenbar mit jenem von Kachelmann in wunderbarer Weise ergänzt und sich in einer Folie à deux präsentiert.
    Frau Mirjam nutzt die Kachelmann-Bühne für ihre eigenen Zwecke, böllert wild herum gegen die Justiz, gegen die vielen Frauen, die Männer zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigen, gegen die Medien und selbstverständlich auch gegen die Lügnerin, die ihren Jörg zu Fall gebracht hat– und darüber hinaus auch noch mit einem Honorar von 50 000 Euro belohnt worden sei.
    Sie spricht ausnahmslos von „wir“, von „unserem“ Prozess, vom Unrecht, das „uns“ widerfahren war.
    In der psychologischen Terminologie spricht man dann von einer abgeleiteten Identität, die vor allem bei älteren Frauen noch vermehrt anzutreffen ist. Sie sprechen davon, was „mein Mann gesagt hat“, welche Meinung „er vertritt“, und wenn sie von ihm spricht, meint sie implizit auch, sich selbst. Über eine eigene Meinung, eine eigene Sprache verfügen sie nicht. Miriam Kachelmann zuzuhören ist wie eine Demonstration einer Horrorvision, wenn Frauen ihr Selbst verloren haben. Sie hat sich längst im Kachelmann-System eingemeindet und verfügt über kein Eigenleben mehr. Sie kämpft gegen die feindlichen Angriffe, die gegen ihren Mann geführt wurden, stellvertretend, denn eigentlich kämpft sie gegen sich selbst, gegen die eigene erlittene Kränkung. Schließlich musste sie miterleben, dass sich ihr damaliger Freund parallel zu ihrer Partnerschaft gleichzeitig Beziehungen zu anderen unterhielt. Eine derartige Konfrontation mit der Realität muss zuerst einmal verdaut werden. Untreue muss verkraftet werden und kann nicht einfach übergangen oder weggesteckt werden.
    Damit hätte Frau Kachelmann für die nächsten Jahre genug zu tun.

    ...aus einem Kommentar von Julia Onken, Schweizer Psychologin zum Auftritt von Mirjam und Jörg Kachelmann bei Günther Jauch.

    Quelle:julia-onken.ch/blog.php.

    PS: Dem Kommentar von Julia Onken stimme ich voll und ganz zu!

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